Victor

Ein leichtes rütteln weckte den 21 Jährigen ruckartig aus dem Dämmerschlaf, in dem er gefühlt gerade erst gefallen war. Wie konnte man in dieser Maschine bitteschön auch schlafen mit vier plärrenden Plagen und nochmal einem Mann, der schon den ganzen Flug über so laut telefonierte das wohl inzwischen alle in seiner Nähe mehr über ihn wussten als sie eigentlich wollten.
Genervt funkelte er daraufhin den Übeltäter an, der nur entschuldigend lächelte uns die Hände hob. „Ich wollte dir nur schon sagen, dass wir bald ankommen werden.“ Daraufhin atmete Vic kurz durch und nickte. Er musste seine dezent schlechte Laune ja nicht unbedingt an einer der wenigen Personen auslassen, die er wirklich schätzte.
Immerhin hatten seine Eltern ihn als Reisebegleitung auserwählt, bzw. waren auf Adrians Angebot eingegangen. Sein umsichtiger Onkel hatte sich nämlich schon denken können, das Vic nicht alleine reisen würde da seine Eltern unbedingt ein Auge auf ihn haben wollten. Und da er sowieso nach Miami musste und genau wusste wie ätzend es für den 21 Jährigen ohnehin schon war beim reisen begleitet zu werden, dachte er sich das er das ja dann übernehmen könnte. Immerhin konnte er so seinen Enkel vielleicht wieder etwas aufmuntern. Dies hatte für eine Zeit auch ganz gut geklappt, bis sie in dieses Flugzeug eingestiegen waren. Da kippte die Stimmung von Victor.
Als die Maschine schließlich erfolgreich gelandet war, stiegen sie aus und nahmen dann in einem Auto Platz, was sie zu Vics Hotel bringen sollte. Adrian würde gleich darauf zurück nach Miami fahren.
Noch immer traute der Dunkelhaarige dem Braten nicht. Seine Eltern würden ihn nie im Leben einfach mal in eine solche Art von Urlaub schicken. Besonders da sie zwar nicht gerade arm waren, aber auch nicht wirklich reich. Immerhin sahen es seine Erzeuger auch schon kritisch an, wenn er selbst alleine Urlaub irgendwo machte. Aus Angst, dass er sich dort unbemerkt in die falsche Richtung entwickeln würde.
Und jetzt sollte sich das plötzlich geändert haben ? Es war fraglich. Vic vermutete viel eher das da was an dem ganzen ganz gewaltig nicht stimmte.
Doch am Ende hatte er zugestimmt, vorallem durch die Worte seines Onkels, der ihm sagte das er es zumindest mal versuchen sollte. So eine Gelegenheit würde sich so schnell nicht wieder ergeben. Und vorallem ein Argument -überzeugte- ihn. Er sollte es als eine Art Auszeit nehmen von seinen Eltern, zu denen er ein sehr schwieriges Verhältnis hatte.
Nachdenklich blickte der junge Mann also nach draußen und sah zu wie die Umgebung an ihm vorbei rauschte. Hoffentlich hatte er da keinen Fehler gemacht..
Nach einer halben Stunde kramte er dann seine In-Ear Kopfhörer heraus und spielte -Numb- von Linkin Park in Dauerschlaufe ab - sein Lieblingssong von seiner Lieblingsband, um das schnarchen von Adrian nicht mehr mit anzuhören zu finden. Er selbst war inzwischen zu wach um wieder einzuschlafen, so machte er das beste draus.
Schließlich blieb der Wagen stehen und Victor sah sich einer nur als prächtig zu beschreibenden Villa entgegen als er ausstieg um seine Sachen zu holen. Da das Gepäck nur aus einem Trolli und einem Rucksack von ihm bestand, ging das ganze in unter einer Minute. Dann stand Vic vor dem immer noch schlafenden Adrian und schnipste kurz neben dessen Ohr was sofortige Wirkung zeigte.
Sein Onkel fuhr hoch und realisierte nach einem kurzen verwirrten Blick wo sie waren, zeigte sein Erstaunen über die Villa und realisierte was nun bevorstand. „Also dann heißt es wohl vorerst auf Wiedersehen, um ehrlich zu sein bin ich fast schon etwas neidisch. Das hier ist ja nur noch als traumhaft zu beschreiben. Sollen wir nicht tauschen ?“ scherzte er während Victor nur leicht die Augen verdrehte. „Ich traue dem ganzen immer noch nicht so wirklich. Das passt ganz und gar nicht zu ihrer sonstigen Philosophie“ meinte er ehrlich.
Daraufhin wurde Adrian etwas ernster und legte Vic eine Hand auf die Schulter, wie immer wenn er mit ihm etwas ernstes zu bereden hatte. „Hör mir zu V, gib ihnen bitte noch eine Chance. Was wenn sie sich nun doch geändert haben ?“ Victor verspannte sich jedoch nur während er den Blick seines Onkels erwiderte und dessen Hand von seiner Schulter löste.
„Ich habe ihnen schon mehr als genügend Chancen gegeben sich zu bessern und jedes Mal wurde ich aufs neue enttäuscht. Nach all den Jahren bin ich für sie immer noch ein -Kind- was perfekt sein muss.“ kam es mit einer Spur von Bitterkeit aus ihm. „Wenn du ihnen keine Chance gibst sich zu bessern, können sie das auch nicht“ behauptete sein Onkel daraufhin mit einem seufzen. Der Dunkelhaarige blieb bei seiner Meinung „Sie hatten genügend Chancen und die haben sie mit Füßen getreten. Wie kannst du nur immer so optimistisch sein ?“ Adrian spiegelte die Frage mit einem „Und wie kannst du so ein Pessimist sein ?“
Nach kurzem schweigen meinte sein Onkel „Irgendwer muss doch das Licht in der Dunkelheit sehen. Außerdem fällt es mir schwer mich damit abzufinden das mein Bruder nicht der beste Mensch ist.“
Vic nickte für einen Moment und grinste dann - wissend wie er seinen Freund wieder davon ablenken konnte „Schon witzig, dass sich ein Optimist und ein Pessimist so gut verstehen können, nicht wahr ?“ Adrian, der schnell wieder zu seiner guten Laune zurückfand lächelte „Gegensätze ziehen sich bekanntlich an“ worauf V um ein weiteres mal die Augen verdrehte.
Diesmal aber aus Spaß. „Bäh, verschwinde mal lieber bevor ich im Strahl kotze“
„Oh ja, ich eile hinweg“ flötete Adrian fast und stieg wieder in das Auto ein. „Und komme nie wieder !“ schickte der 21 Jährige ihm hinterher. „Keine Sorge, dass habe ich auch nicht vor“ tönte es noch bevor die Autotür zuschlug und das Auto ins rollen kam. Das Verabschiedungsritual, wobei sich die beiden unwahre Dinge an den Kopf warfen war vorbei.
Nun blieb nur noch eines, dachte sich Vic und ging den Rest des Weges, froh darüber das sich draußen schonmal keine Personen zeigten. So betrat er die Villa und nahm bei den vier Leuten schon fast reflexartig eine desinteressiert Haltung ein während er sich kurz umsah.
Seltsamerweise gab es weder Bedienstete noch einen Empfangsschalter was auch gleich die anderen Personen im Eingangsbereich erklärte. Sie alle warteten wohl ebenfalls darauf dass sie begrüßt wurden, zumindest erschien es V so weswegen er sich lässig gegen eine Wand lehnte und damit begann mit seinem Handy zu spielen. Seine eine tätowierte Hand flog nur so über den kleinen Bildschirm des Smartphones.

Emilia Brandon

Ich schüttelte leicht verzweifelt den Kopf, wenn man so über sich denkt kann ihm keiner etwas einreden. Zum Glück stellte sich das Mädchen, dass gerade neu dazugestoßen ist, vor und lenkte so von unserem Gespräch ab "Hey, ich bin Emilia Brandon, aber du kannst ruhig Milli sagen" stellte ich mich vor .
Immer mehr Jugendliche treffen in der Villa ein. Kurz nach dem Mädchen, kam ein Junge bei der Tür herein. Er sah nicht sehr begeistert aus und fing gleich an auf seinem Handy rumzuspielen.
"Kommt euch das auch etwas komisch vor? Hier sieht es nicht aus wie in einem Hotel, alles Jugendliche sind im gleichen Alter, keiner ist da um uns zu empfangen, seltsam nicht wahr?!" Vielleicht liegt ja irgendwo ein Zettel oder ein Brief der uns weiter hilft, denke ich mir. "Mir wäre es auch lieber wenn wir jetzt endlich aufs Zimmer können oder uns irgendwer sagt wie es weiter geht." Wir warten jetzt schon lange und mich nervt das sehr.

Lysander
Ich zucke die Achseln. "Mein Vater wollte, dass ich den Urlaub antrete, den er gewonnen hat", meine ich bloß und sehe nach draußen.
Als sie das Wort Jugendliche in den Mund nimmt, sehe ich sie erstaunt an. Jugendliche? Obwohl, meinem Alter zufolge bin ich einer. Vom Gefühl her ... fühle ich mich häufig wie mindestens 50 Jahre alt. "Da stellt man keine Fragen. Insbesondere nicht meinem Vater." Das sorgt nämlich des Häufigeren dafür, dass es Antworten gibt, die man nicht hören will, meiner Ungeschicklichkeit in sozialen Dingen sei dank.
Wieder klingelt mein Handy und ich nehme das als Anlass, mich vorerst zu verabschieden. "Ich bin draußen", erkläre ich und gehe raus, hole aus der Hosentasche die Zigaretten und zünde mir eine an, während ich rangehe.
"Hi Ly", schallt mir eine ungewöhnlich ernste, britisch angehauchte Stimme entgegen.
Ich muss grinsen. "Du bist der Einzige, der mich so begrüßen kann, Rick", stelle ich fest und ziehe an der Zigarette. "Und dabei so ernst bleiben. Wie geht es Jillian?"
"Ach, die liegt bloß im Bett und pennt tief und fest. Muss wohl hackedicht gewesen sein."
Ich seufze. "Rick, sei rücksichtsvoll mit ihr", verlange ich von ihm. "Sie hat es nie besonders leicht gehabt im Leben."
"Dein Leben ist um einiges schlimmer als ihres", schreit er mir entgegen. Ich fahre zusammen und halte mir den Hörer etwas vom Ohr ab. "Tut mir leid", rudert er darauf auch gleich zurück. "Das musste jetzt mal sein."
"Mein Vater kommt morgen", informiere ich ihn und puste den Rauch in die Luft, wo er als Wolke sichtbar bleibt. "Und mein Vertrag wurde abgeändert."
"Und du machst dir Sorgen, weil ...?" In seiner Stimme schwingt ein düsterer Tonfall mit.
"Weil ich nicht weiß, ob ich ihm gerecht werden kann."
"Soll ich dabei sein?" Sofort kommt er zur Sache, typisch er eben.
"Nein", lehne ich ab. "Dann beweise ich nur, dass ich ein Versager bin, der sich hinter anderen verstecken muss, um Dinge zu ertragen, die notwendig sind zu sagen."
"Dieser Mann ist einfach krank", bekundet er seine Meinung. "Morgen komme ich bei dir vorbei."
"Rick-"
"Keine Widerrede", schneidet er mir das Wort ab. "Ob es dir passt oder nicht. Es geht um nicht mehr oder weniger als um dein Leben. Du weißt noch, wie dreckig es dir das letzte Mal ging? Willst du das nächste Mal gleich am Krankenschrank landen? Na dann herzlichen Glückwunsch! Ich bringe das Penicillin mit." Dann legt er einfach auf.
Ich starre mehrere Sekunden auf das Handy und schüttle dann seufzend den Kopf. Rick ist schon immer sehr impulsiv gewesen, aber er hat mich bisher nur zwei oder dreimal angeschrien.
Ich ziehe erneut an der Zigarette und als ich den Rauch auspuste, verschwimmt meine Sicht etwas. Beiläufig wische ich mir die Träne aus dem Gesicht.
So langsam habe ich das Gefühl, die Depression kommt wieder.
Stopp.
Reiß dich zusammen.
Lass dich jetzt nicht gehen, Cassèas.
Depressionen sind ein Zeichen des schwachen Willens.
Du bist niemand, der einen schwachen Willen hat.
Darfst es nicht sein.
Ein letzter starker Zug, und ich lasse den Rauch und die Zweifel aus mir heraus.
Mögen sie für immer verschwinden.

Cassy
Nach der Frau kommt ein junger Mann rein, der nur auf seinem Handy herum daddelt.
Ich verdrehe die Augen. "He, Schwarzkopp", spreche ich ihn provokant an. "Dir ist wohl alles egal?" Zugegeben, das ist nicht wirklich höflich. Allerdings wirkt er eher wie jemand, der Leute tendenziell nicht ernst nimmt und bei denen ist es wichtig, keine Schwäche zu zeigen.
Ekelhaft zu anderen Leuten zu sein, ist immer wieder sehr angenehm, man muss sich nur daran erinnern dass es einem egal ist wie die anderen davon denken.

Victor

Innerlich seufzte der Pessimist als eine der jungen Frauen seine -Memo- wohl nicht raffte. Oder war es normal, dass man eine Person anquatschte die nur allzu deutlich zeigte das sie eben nicht das Gespräch suchte und einfach nur alleine gelassen werden wollte ? Konnte man nichtmal das von seinen Mitmenschen erwarten ?
Für dieses Exemplar von Frau war das wohl so. Oder sie war einfach nur bekloppt. Vielleicht auch einfach beides. Das war es wohl.
So richteten sich die dunkelbraunen Augen langsam vom Handy weg und zu der Frau, um ein abfälliges schnauben auszustoßen. "Soll das ein jämmerlicher Versuch sein Smalltalk mit mir zu betreiben ? Lass es lieber gleich sein, ich bin nicht daran interessiert. Such dir jemand anderen. Du interessierst mich nicht die Bohne." merkte er in seinem üblichen desinteressierten Tonfall an.
Sie sollte schon gleich merken, dass sie bei ihm da an der falschen Adresse war. Denn V war nicht hier um Freundschaften zu schließen, er brauchte keine neuen Freunde. Adrian und Seth waren schon die besten Freunde, die man sich wünschen konnte.
Generell würde er sich wohl auch in einem solchen Fall nicht verstellen. Entweder die anderen nahmen ihn so an wie er war oder sie verpissten sich. Denn nur die ersteren waren wahre Freunde.
Es war fast schon eine Art Test - wer Vic nur lange genug aushielt und nicht müde wurde nett zu ihm zu sein, schlich sich früher oder später in sein von Raureif überzogenes Herz.

Cassy
Ich hebe eine Augenbraue.
Genau wie ich mir gedacht habe. Er gehört zu der Sorte, die es nicht erwarten können, eine Schwäche zu finden.
Ich lache. "Wo ich herkomme, betreibt man keinen Smalltalk", stelle ich mit einem spöttischen Unterton fest. "Zur Begrüßung gibt's da eher die Faust ins Gesicht. Ist dir die lieber?" Ich verziehe nachdenklich das Gesicht.
In meinem Rücken zuckt es und ich beiße die Zähne zusammen, als ein stechender Schmerz dort entlang fährt.
Scheiß verdammter Typ. Dank ihm werde ich wohl täglich spüren müssen, was für Fantasien er hat.

Lysander
Nach dem Rauchen trinke ich ein bisschen Wasser, um das Gefühl im Mund wieder los zu werden, und gehe dann wieder rein.
Keine gute Situation gerade. Rick hat sonst was mit Jillian gemacht, dafür wird es morgen wohl die Rechnung geben, er kommt morgen hierher, ich muss noch jede Menge Stücke üben, die nicht unbedingt meine Motivation erregen, Cesar stellt wieder sonst was oder bricht in meine Wohnung ein. Nicht dass ihn meine Anzeige davon abhalten würde. Obwohl, die Anzeige hat sich als falsch erwiesen. Vater war sein Verteidiger und gegen ihn hatte ich sowieso nie eine Chance.
Vater gewinnt jeden seiner Prozesse.
Ich setze mich auf die Couch, die in einem Bereich steht, und stütze den Kopf in den Händen ab. "Ich wünsche niemandem mein Leben", stelle ich leise fest und reibe mir die Stirn.

Victor

Der 21 Jährige verdrehte die Augen, natürlich ging sie nicht weg sondern laberte ihn weiter zu. Das hätte er sich doch auch schon denken können. Was lief denn in diesem Leben schon nach Plan ? Und im Gegensatz zu Adrian, konnte er sich nicht so einfach gewöhnen und versuchte das beste aus allem zu machen. Eher sträubte er sich dagegen, regte sich darrüber auf und machte sich sein Leben damit eigentlich nur schwerer als es sein musste.
"Und warum versuchst du dann gerade genau dies ?" hakte V dann trocken nach. Auf die weiteren Worte von Mrs. Nervig Nr. 1 meinte er mit einem ähnlichen Tonfall "Das klingt ja reizend. Du kannst es ruhig versuchen, heul aber nicht rum wenn ich zurückschlage." So so, jetzt versuchte sie wohl einen auf dicke Hose zu machen.
Zwar ging Victor nicht davon aus, dass sie seiner Einladung Folge leisten würde aber er würde sich definitiv verteidigen und auch angreifen wenn sie zur Tat schritt.
Und da er nicht nur Kampfsport betrieb, sondern auch manchmal tatsächlich in eine Prügelei verwickelt worden war da er nicht vor anderen kuschte - hatte er Erfahrung damit. Auch wenn es vermeidbar gewesen wäre wenn er einfach nichts gesagt hätte in manchen Situationen.
Das seine Gegenüber Schmerzen hatte, bekam V nicht direkt mit. Er sah nur wie sie die Zähne zusammen biss und fragte sich ob ihn das vielleicht Angst machen sollte. Dies tat es nämlich nicht, was auch sein gelassener Blick verriet.
Das jemand reinkam und sich auf eine Couch setzte, bemerkte der Schwarzhaarige nur aus den Augenwinkeln.

Cassy
Ich schnaube. "Ich stelle dir eine Frage, die du anscheinend nicht vorhast zu beantworten", erkläre ich. "Und um mich zu wiederholen, man tut es dort, wo ich herkomme. Ich bin nicht so dumm und spring auf jeden Zug auf." Ich hebe das Kinn etwas an und mache die Augen etwas schmaler. "Und Freundlichkeit ist wohl auch so eine gewisse Sache."
Allmählich gewöhne ich mich an sein Verhalten. Es ist nervig, ja, aber ich bin schon einiges anderes gewöhnt. Besonders darin, wenn man mir die Knarre an den Kopf gehalten hat. Ja, Amerika, das Land der freien Menschen, bla bla bla ... Die so frei sind, dass sie andere Leute mit ihrem Tod drohen können.
In Schottland ist es schon immer schöner gewesen.
Obwohl, nein. Da ist er.
Vielleicht ist es doch besser, dass ich nicht da bin.

Victor

Der junge Mann atmete hörbar aus in einem Stoß aus. "Würde es dich denn dann dazu bringen mich in Ruhe zu lassen ?" fragte er trocken und sah der jungen Frau unbeeindruckt in die Augen. Die Frage, die ihn Mrs. Nervig gestellt hatte - konnte ihm eigentlich nicht egaler sein. Doch wenn es sie dazu brachte jemanden anderen zu nerven, würde er seine Meinung dazu vielleicht auch ändern.
Auf ihr rückrudern tauchte zum ersten mal seit der unerwünschten Konversation mit der Frau ein lächeln auf Vics Gesicht auf. Auch wenn es eher spöttischer Natur war und wohl kaum freundlich. "Wie überraschend, ich hätte glatt denken können das du einer von genau der Sorte bist" kam es von ihm und allein der Blick V´s machte wohl klar, dass er immer noch davon ausging ein dummes Exemplar von Frau vor sich zu haben.
Es war fast schon schade, dass sich sein Verdacht erfüllt hatte. Dass sie nur einen auf dicke Hosen gemacht hatte.. Andererseits war es schon von ersten Moment an klar gewesen.
Noch immer blickte der Schwarzhaarige ihr mit beinahe gelangweilten Blick in die Augen und konnte sich ein zweites schnauben nicht verkneifen. "Freundlichkeit ist überbewertet, vorallem gegenüber Fremden - die man sowieso nur einmal in seinem Leben sieht" lautete es wenig später mit einer nicht zu überhörenden Abneigung. Natürlich war auch Mrs. Nervig davon inbegriffen, was vorallem bei der Betonung des Wortes -Fremden- auffallen sollte.

Cassy
Ich verziehe amüsiert meine Mundwinkel, als er meint, es wäre überraschend. "Tja, ich habe lange genug mit Vollidioten zusammen gelebt, um zu wissen, dass ich nicht so enden will", entgegne ich. "Du bist überrascht? Gut zu wissen, dann hatte ich deine Oberflächlichkeit unterschätzt. Oder doch deine Intelligenz? Bin mir nicht sicher." Wie du mir, so ich dir, denke ich mir und sehe ihn kurz forschend an, bevor ich wieder aus dem Fenster gucke. Nicht übel, diese Bude - besser als das Kabuff, in dem meine sogenannten "Eltern" hausen.
Fremde, die man nur einmal im Leben sieht ... Da er die ganze Zeit schon so unfreundlich zu mir ist, beschließe ich ihm mal einen Teil meiner Vergangenheit zu erzählen. "Tja, das dachte ich mir bei einem sehr sympathisch erscheinenden Typen auch, bevor er bei uns eingebrochen ist und meine Eltern umgebracht hat. Aber - naja, manche Leute müssen eben noch lernen, während andere größere Teile der Realität aufgedeckt haben." Jetzt zieht es nochmal in meinem Rücken und ich muss aufstehen, um ein paar schmerzhafte Rückenübungen zu machen. Dämliche Platten, die verhindern, dass ich zu lange in einer bequemen Haltung bleiben kann.

Victor

"Schön für dich" äußerte sich der Schwarzhaarige kühl um als nächstes erneut die Augen zu verdrehen "Denk doch über mich was du willst. Es interessiert mich nicht." erzählte er ihr ruhig.
Sie war ihm egal, sie war eine Fremde. Nichts weiter als noch ein weiterer Mensch, der ihm schlechtes nachsagte. Ein weiteres Beispiel dafür, warum er den Umgang mit den meisten von ihnen so hasste.
Und nun beschloss Mrs. Nervig Nr. 1 auch noch ihm ihre Vergangenheit zu erzählen. War das ein Versuch um Mitleid zu schinden ? Oder warum gab sie ihm eine solch empfindliche Information - wenn ihr Gelaber denn wahr war. Nein, es konnte nur ein Lüge sein. Wobei sie wohl so bekloppt war, dass sie das wohl glatt tun würde..
"Es interessiert mich immer noch nicht." kam es also in gewohnt desinteressierter Manier von ihm. Für das Leiden von Fremden interessierte sich V schon lange nicht mehr. Dann könnte er sich ja gleich zu Tode heulen weil jede Sekunde tausende von Menschen tragische Schicksale erlitten.
Doch sein Gebahren war nun auch eine Art Test, würde die Frau bei ihrer Story bleiben oder etwas anderes spinnen ? Wenn sie schon nicht von ihm abließ, konnte er ja auch seinen -Spaß- haben.
Mit hochgezogener Augenbraue sah Vic dann zu wie die Frau auf einmal begann Rückenübungen zu machen. Komisch drauf war sie allemal. Das war mal wieder sein Glück, dass ihn eine von diesen Psychos ansprach.

Emilia Brandon

Bevor ich etwas sagen konnte, klingelte Lysander Telefon, mal wieder, leicht genervt sah ich ihm nach. Er verschwand nach draußen und ich beobachtete ihn ein wenig durchs Fenster, er sah nicht sehr begeistert aus bei dem Gespräch. Nach kurzer Zeit nahm ich mein Handy heraus und öffnete den Internet Browser. Schon als er sich bei mir vorgestellt hatte kam mir sein Name irgendwie bekannt vor, vielleicht finde ich ja im Internet etwas über ihn. "Nur wie war nochmal sein Nachname Casser, carssis nein auch nicht!" Flüsterte ich "Ah jetzt weiß ich es wieder" sagte ich leise und tippte seinen Namen in das Suchfeld, Lysander Casséas, schon auf der ersten Seite tauchte Bilder von ihm auf. Jetzt weiß ich es, er spielt bei Tod Steps froh Hell. Ich kenne mich zwar nicht besonders gut in der Filmmusik aus aber da mein Vater ein großer Fan ist und sich sehr gut im kulturellen auskennt, bekomme ich ein paar Ausschnitte mit. Gerade erst hat er von Lysander gesprochen, dass er einer der jüngsten und talentiertesten Musiker sei.
Wahrscheinlich hat er deswegen so einen Stress und ist nicht gerade gut auf, weil er vielleicht ein paar Auftritte versäumt. Lysander kommt wieder bei der Tür herein und setzt sich auf die Couch, er sieht noch fertiger aus als vorhin. Etwas unentschlossen ging ich wieder auf ihn zu "ist alles in Ordnung?" Fragte ich und setzte mich ebenfalls auf die Couch.

Cassy
So langsam beginne ich es ihm nicht mehr abzukaufen.
Ich muss lachen und strecke mich nach oben durch, bevor ich mich wieder hinab beuge. "Und dennoch redest du fortwährend mit mir", meine ich und setze die Übung fort. "Falls es dich interessiert - diese Übungen mache ich nicht, weil Sport mir so ans Herz gewachsen ist. Es ist, um Schäden abzumildern, die nie wieder verschwinden werden." Ich beuge den Rücken nach links und nach rechts, bevor ich die Intensität langsam steigere. "Und um Schmerzen zu verhindern, die nie länger als zwei Stunden verschwinden werden. In meinem Rücken sind drei Metallplatten, die mich für den MRT unbrauchbar machen und mich jedem Supermarkt als Dieb kennzeichnen. An meinen Armen und Beinen habe ich Narben, die wahrscheinlich auch niemals verschwinden werden - und das einfach nur, weil ein kranker Irrer an uns seine Fantasien ausleben wollte. - Danach musste ich zu meiner Tante und ihrem - ahm, Zuhälter? Oh, ich vergaß. Es ist natürlich der Partner. Der ja so herzensgut ist", verbessere ich mich ironischerweise. Glücklicherweise habe ich sie nie beim Ficken erwischt. Das wäre der letzte Grund gewesen dort auszuziehen ... Wenn ich Arbeit finden würde. Nur von dem Geld meiner Eltern leben geht leider nicht, fürs Sparen blieb einfach nicht genug Zeit.
Verbittert verziehe ich das Gesicht. "Also glaub mir, ich erkenne Leute, die mich verarschen wollen, sofort, und Vollidioten noch schneller, weil ich sie vor meiner Nase hatte. Kommst du mir in irgendwelcher Art blöd, kriegst du es gleich wieder. Nur dass wir uns verstehen." Kalt blicke ich ihn an.

Victor

Die dunkelbraunen Iriden beonachteten die Übungen von Mrs. Nervig noch für eine Zeit lang bevor sie sich woanders hinrichteten. Vorzugsweise auf sein Handy, was er kurz wieder anschaltete um die Uhrzeit zu erfahren. Dabei fragte sich der Schwarzhaarige etwas irritiert, warum sich noch immer kein Mitarbeiter oder Bediensteter hatte blicken lassen.
"Ja, weil du keine Ruhe gibst und mich weiter vollaberst - vielleicht ?" antwortete V der jungen Frau dann mit einem augenrollen. Das er nicht einfach schwieg lag wohl auch daran, dass er einfach nicht so gut klein-bei geben konnte. Erst Recht nicht gegenüber Fremden. Er musste in bestimmter Weise immer das letzte Wort haben.
Darauf, dass Mrs. Nervig Nr. 1 ihre Lebensgeschichte noch weiter erzählte, hob der 21 Jährige eine Augenbraue. Warum zum fick erzählte sie ihm all dies ? Es machte keinen Sinn. Ihr Verhalten war seltsam. "Warum erzählst du mir das ? Ich habe dir doch gesagt, dass es mich nicht interessiert. Außerdem hast du mir damit - wenn es wahr ist, doch nur mehr Munition gegeben um dir -blöd- zu kommen. Merkste selbst, dass da ein Denkfehler drin ist, nicht wahr ?" kam es immer noch in einem trockenen Tonfall von ihm, obwohl er diesmal tatsächlich eine milde Neugierde verspürte. Ruhig erwiederte er ihren kalten Blick.
Lügte sie also oder war das nur ein weiterer Beweis dafür wie durch sie tatsächlich war ?

Cassy
Ich muss grinsen.
"Du denkst damit würdest du MIR schaden?" Daraufhin lache ich lauthals los. "Glaub mir, mich treffen würdest du mich damit kein bisschen. Das Einzige, wie man mir wirklich Schaden zufügen kann, ist, wenn man ein Psychopath ist und seine Fantasien an mir auslebt." Ich höre auf zu lachen und sehe ihm in die Augen, während ich sehr ernst sage: "Und sollte das so sein, ich bin im Besitz einer Waffe und ich zögere auch nicht, diese zu verwenden." Dann kommt mein ironisches Grinsen wieder und ich dehne meine Rückenmuskeln nach links und rechts. "Das einzige, was du mit den Informationen, die ich dir gegeben habe, tun kannst, ist mich zu nerven, aber da ich davon ausgehe, dass du sowieso das Weite suchen wirst, sobald es möglich ist, wird das kein allzu großes Problem darstellen. Im Gegenteil, es ist erfrischend, mal ein bisschen Konter zu kriegen - wenn es nicht von einem Schwachmaten ist."

Lysander
Ich muss arbeiten.
Das ist mir in der Zeit, die ich damit verbracht habe, meiner Begleitung aus dem Auto zuzuhören, klar geworden. "Ich bin oben, falls jemand etwas von mir braucht", informiere ich die anderen und gehe dann genau dort hin.
Hier sind Zimmer. Nicht das, was ich brauche.
Ich steige die Treppe wieder runter und bin wieder bei den andern, bevor ich den Kopf schüttle und dann eine Treppe in einen Keller finde. Ist das Zimmer vielleicht da?
Ja, ist es. Perfekt. In einem Zimmer sind E Gitarren aufgehängt, ein paar Gitarren stehen an den Wänden, den Hauptteil macht jedoch ein riesiger Flügel aus, dessen Klangklappe offen steht.
Soll ich es so lassen? Ich beschließe hier nichts dran zu verändern, sondern setze mich auf den Hocker und lockere erst meine Hände, bevor meine Finger die Tasten finden. Fast wie automatisch beginne ich Never Give Up In Your Dreams zu spielen, mit dem Soloteil vorne dran und dann pfeife leise die anderen Instrumente mit. Während des Spielens schließe ich die Augen, lehne mich zurück und genieße das Gefühl, das meinen Körper durchfährt; es ist voller Ruhe und Zuversicht. Es sagt mir, dass alles in Ordnung wird, wenn ich nur weiter arbeite. Das werde ich. Es wird alles gut werden. Es geht in Ordnung.
Wird es reichen? Ja, wird es. Mehrere Minuten lang verliere ich mich in dem Gefühl, bevor die Musik wieder abschwillt.
Das ist das Problem an der Musik. Du kannst spielen und in andere Welten fliehen, aber danach musst du unweigerlich den Tatsachen in die Augen blicken.
Deshalb muss ich noch etwas anderes spielen. Compass. Mein absolutes Lieblingslied mit der schwedischen Sängerin, die diese tolle, energische und doch liebliche Stimme hat. Perfekt für dieses Lied.
Das Lied an sich ist auch sehr friedlich und dennoch kraftvoll. Es handelt davon, dass man aus sich herauskommen soll und kann, dass man es schafft, wenn man sich anstrengt, das hat man mir so erzählt.
Zuerst gibt es ein langes Klaviervorspiel, das fast 4 Minuten lang geht und das ich auskoste. Dann begleite ich die Sängerin, helfe ihr beim Rhythmus und verschwinde danach in den Hintergrund, um nur ab zu ein paar Akzente zu setzen.
Nicht komplett schlimm. Ich hab nicht alles falsch gemacht, aber da ist noch jede Menge Verbesserungsbedarf. Ich beginne langsam von vorne zu spielen, wobei ich mehr auf die Harmonien achte. Mehr Harmonie, weniger starres Tempospiel, im Takt bleiben. Hier gibt es kein Metronom. Kein Problem. In meiner Aktentasche ist immer einer mit. Kurz unterbreche ich das Spiel, um es aufzustellen und stelle den Takt richtig ein, bevor es dann wieder losgeht.

Victor

Die leichte Neugierde, die er verspürt hatte - wurde von einer Welle aus Genervtheit - rasch fortgespült. Nun miemte sie also wieder das ach so harte Mädchen. Das hätte er doch gleich ahnen können, dass sie wieder auf diese Leier zurückkommt. "Na dann hast du wohl wirklich nichts vor mir zu befürchten" kam es süffisant nach einem abfälligen schnauben von ihm.
Das sie angeblich eine Waffe hatte und keine Angst davor hatte jemanden damit zu verletzten, ließen ihn nur amüsiert zu ihr blicken. "Aha, also eine ganz Unverwundbare bist du also." stellte er nicht ohne einen ironischen Unterton fest, daran glaubend das es nur eine Lüge sein konnte wenn sie mit besagter Waffe eine Pistole meinte. Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass dem wirklich so war, sie also die Wahrheit sagte - so würde sie ihm laut ihren Worten sowieso nichts tun. Immerhin war V keiner dieser Irrer. Hatte sowieso noch nie eine solche Art von Interesse an Frauen oder Männern gezeigt. Zumindest bis jetzt.
Auf die nächsten Worte seiner Gegenüber huschte ein amüsiertes grinsen über V‘s Gesicht. Zur Abwechslung lag Mrs. Nervig tatsächlich mal richtig. Sobald das warten hier vorbei war, würde er von dannen ziehen und hoffentlich den Urlaub ohne weitere soziale Kontakte durchziehen können. Auch wenn ein Teil von ihm noch immer skeptisch war. Es konnte einfach nicht sein, dass seine Erzeuger ihn ohne einen Hintergedanken hierher-geschickt- hatten. Sie konnten sich nicht verändert haben.
„War das etwa ein Kompliment ?“ hakte der Dunkelhaarige als nächstes mit einer hochgezogenen Augenbraue wie einem unterdrückten amüsierten Unterton nach.
Warum fand sie es toll, -Konter- zu bekommen ? Die wenigsten kamen doch mit seiner Art klar. Und mit noch weniger Leuten verstand sich auch V persönlich. Und bisher war er eher genervt von ihr und wollte seine Ruhe haben.
Wobei er wohl zugeben hätte, dass es in irgendeiner Form beinahe schon interessant war mit ihr zu reden. Sie schien zwar nicht mehr alle Tassen im Schrank zu haben, doch war ihr Verhalten zur gleichen Zeit so unberechenbar. So..zufällig. Undurchschaubar, es war immer eine kleine Überraschung wie sie als nächstes reagieren würde. Sie tat zum Beispiel einen auf hartes Mädchen, zog es aber dann auch wirklich durch. Auch wich sie nicht vor seinen Worten zurück, lachte sogar spöttisch auf und zeigte sich genauso unbeeindruckt von seiner Art wie er von ihrer Art.
Wenn er besser Laune gehabt hätte, er nicht in dieser Situation mit ihr konfrontiert worden wäre - dann hätte er sich dies wohl auch durch den Kopf gehen lassen. Nun aber hatte er schon fast von vornherein dicht gemacht.

Cassy
Und jetzt ist er wieder der Typ, der von nichts beeindruckt ist und wohl alles besser weiß. "Nachdem ich erfahren musste, dass es Leute gibt, die darauf stehen, andere bei lebendigem Leib aufzuessen ... Habe ich beschlossen, doch am Leben bleiben zu wollen", gebe ich trocken zurück. "Wenn du das als unverwundbar ansehen willst ... Bitte. Bis auf die Tatsache, dass mein Rücken jeden Tag Zicken macht, könntest du beinah Recht damit haben." Kurz denke ich darüber nach, halte mich damit aber nicht lange auf.
Kurz darauf klingelt mein Handy. Stieftante. Ich seufze und gehe ran. "Findest du die Fernbedienung nicht?", begrüße ich sie unfreundlich.
"Du kleines Miststück! Ich reiße dir -"
"Den Kopf ab und steckst ihn in den Sondermüll? Hör auf mit dieser Scheiße und besorg dir einen Job."
Daraufhin beginnt sie unverständliches Zeug zu labern. Ich verdrehe die Augen. "Sag mir, warum du mich störst. Manche hier fühlen sich tatsächlich verantwortlich, etwas zu tun."
"Du bist eine kleine Zicke geworden, weißt du das? So oberflächlich und vorhersehbar."
"Ich habe beschlossen mich der Umwelt anzupassen", bemerke ich.
"Jeder im Haus findet dich suspekt", bemerkt sie.
"Und die halbe Nachbarschaft bringt ihre Räder zu mir, damit ich sie wieder zusammenflicke, das ist mehr als du je erreicht hast."
"Cassiopeia, ein bisschen mehr Respekt, wenn ich -"
"Bitten darf?", unterbreche ich sie. "Ich habe Respekt, wo es angebracht ist. Bei Leuten, die den ganzen Tag mit Ficken verbringen und sich regelmäßig bis zur Besinnungslosigkeit besaufen, nur um dann zu erwarten dass ich sie ins Bett trage und Mutti spiele, habe ich keinen Respekt. Insbesondere nicht, weil ich die letzten Sneaker wegschmeißen musste, weil sie nach fünfmal waschen immer noch nach der Kotze stinken."
"Auf diese Art kannst du es gleich vergessen, Cassiopeia."
"Weißt du was? Du kannst es vergessen. Meld dich meinetwegen nie wieder bei mir. Bei der nächsten Gelegenheit werde ich ausziehen. Besser unter der Brücke als bei dir!" Mit den Worten lege ich auf und verziehe genervt das Gesicht.
Hatte ich doch gewusst, dass sie nichts wollte und nur Langeweile hat, während ihr Lover bei einer anderen ficken war und sie das immer noch nicht checkt.
Egal. Soll mich nicht weiter interessieren. So sehe ich einfach nur dem Typen nach, der erst nach oben geht und dann kurz ins Zimmer schaut, dann wieder verschwindet. Scheiß drauf. So lehne ich mich einfach mit verschränkten Armen an die Wand.

Victor

Ein kurzes von Spott gezeichnetes lachen brach aus ihm heraus, bevor der 21 Jährige sich auch wörtlich zu den Worten der Frau äußerte. "Das wird ja immer besser hier" Sie trug ja dick auf.
Anscheinend war sie also auch noch von einem Kannibalen angegriffen worden. Was sie sich wohl noch so aus dem Ärmel ziehen würde um eine andere Reaktion von ihm zu ernten als Spott, Belustigung und Desinteresse ?
Das Mrs. Nervig vielleicht gar nicht log, war für ihn in diesem Moment ausgeschlossen. V war bewusst, dass manchem schreckliches passiert ist aber er wäre nicht Victor - wenn er jeder dahergelaufenen Person jedes Wort trauen würde. Automatisch ging er mal wieder von dem Schlimmsten aus: Das Mrs. Nervig ihn irgendwie beeindrucken wollte mit ihrem -Harte Frauen- Getue. Da konnte sie wohl lange drauf warten.
Und selbst wenn sie nicht log so würde er wohl trotzdem fast genauso reagieren wie er es jetzt tat. Immerhin war sie eine Fremde und war de facto unwichtig und nicht von Belang.
Schließlich begann das Telefon der Fremden zu klingeln, woraufhin sie annahm und ein..angeregtes Gespräch zu führen begann. Diese Gelegenheit nutzend, richtete auch der Schwarzhaarige seine Aufmerksamkeit wieder auf sein Handy und führte sein Spiel fort, was er während des Gespräches pausiert hatte. Jedoch bekam er trotzdem noch beiläufig ein paar Dinge mit, die ihn nur noch mehr amüsierten.
Das Mrs. Nervig offenbar bei -netten Leuten- wohnte, stand nun nicht mehr in Frage. Immerhin war dieser Teil ihrer Geschichte schonmal wahr. Doch brauchte nicht jeder eine Art Fundament, worauf er seine Lügen aufbaute ? Vielleicht war dies, das ihre.
Doch das sollte ihm eigentlich eh egal sein, weswegen Vic sich wieder mehr mit dem Spiel beschäftigte. Ihm entging nicht, dass die Frau sich nun ebenfalls an die Wand lehnte doch solange sie ihn nicht wieder anlaberte oder ihm zu sehr auf die Pelle rückte war es ihm egal.

// dann nehm ich das jz einfach in die Hand. Wenn das okay ist? //

Cassy
Ich setze gerade zu einer Antwort an, die es sich gewaschen hat, als jemand ins Haus kommt und ihr Klemmbrett vor ihrem Oberkörper hält. "Alle mal herhören bitte", ruft sie uns leicht unruhig zur Ordnung, obwohl niemand was sagt. Nur das Klavier dringt von unten leicht durch. "Ist jemand unten?", will sie wissen.
"Irgendein Typ wollte nach oben gehen", bemerke ich gelangweilt. "Aber dann ist er wieder hierher gekommen und wollte anscheinend Klavier spielen."
"Könnten Sie ihn bitte nach oben holen?", bittet die Frau mich.
"Nein", erkläre ich ihr. "Keine Lust."
"Gut, ich bin gleich wieder da."
Ich muss spöttisch grinsen. "Was für ein Mäuschen", meine ich abfällig.
Kurz darauf ist sie wieder da, neben ihr der Typ, der kurz zu ihr rüber sieht und sich dann auf einen Stuhl setzt, aufmerksam zu ihr guckend.
Genauso ein Mitläufertyp.
"Guten Tag, meine Damen und Herren", beginnt sie und liest dabei von ihrem Zettel ab, "herzlich willkommen beim Projekt 271A, besser bekannt unter dem Namen Couples-Projekt. Mein Name ist Riah Derrens, ich arbeite beim Center of Study and Research of Human Behaviour, oder kürzer gesagt, CSRHB und bin bei diesem Projekt mit der konkreten Kommunikation der Projektteilnehmer betraut. Ihnen wurde gesagt, Sie hätten hiermit einen Luxusurlaub gewonnen, doch dies war nur der Vorwand, Sie für dieses Projekt zu gewinnen. Das Ziel dieses Projekts ist es, sogenannte Couples zusammen zu bringen, die mit Abschluss des Experiments - so hoffen wir - heiraten werden. Wir können niemanden zwingen, aber bitte behalten Sie dies im Hinterkopf." Sie kratzt sich ein wenig an der Stirn. "Im Haus gelten bestimmte Regeln, die Sie in den Mappen in Ihren Zimmern finden werden. Da noch nicht alle Teilnehmer eingetroffen sind, werden wir für heute auf die Zuteilung der Couples verzichten. Bitte versuchen Sie kollegial miteinander umzugehen. Wer wiederholt anderen Leuten vorsätzlich Schaden zufügt, wird bestraft, notfalls mit dem Ausschluss aus dem Projekt." Sie atmet tief durch und muss sich anscheinend Mut machen. "Haben Sie Fragen?"
Ja, allerdings. "Mit welchem Recht mischen Sie sich in mein Leben ein?", will ich angewidert wissen.
"Das Projekt ist so gestaltet worden, dass Ihre Eltern Sie zu diesem Projekt angemeldet haben", erklärt sie. "Das ist nicht meine Idee gewesen."
"Wissen Sie was? Das ist mir sowas von egal." Ich nehme meine Koffer und will das Haus verlassen, wobei ...
Sie können mich nicht zwingen. Wenn ich hier bleibe und mir einfach nur den Rand vollstopfe, können sie überhaupt nichts. Ich muss mich nur an die Regeln halten - und wenn ich dagegen nicht verstoße, habe ich hier eine sehr angenehme Zeit zu leben. Ich mache kehrt und schleppe den Koffer die Treppe hoch, wo ich mich direkt im ersten Zimmer gemütlich mache. Entspannt strecke ich die Füße aus und mache mich auf dem Bett lang.

Lysander
Nach der Ansprache wird mir so einiges klar.
Deshalb also hat Vater gewollt, dass ich hierher komme. Natürlich. Ich habe objektiv gesehen die meiste Schande über die Familie gebracht und jetzt muss ich wieder in gerade Linien gerückt werden. "Danke, Vater", murmle ich ganz leise, bevor ich mir den Koffer schnappe und das letzte Zimmer beziehe. Jedoch halte ich mich nicht lange damit auf und mache mich wieder auf dem Weg ins Musikzimmer, um mich wieder dem Klavier zu widmen.
Wieder spiele ich Never Give Up On Your Dreams, wobei ich mithilfe der Handy App ein dynamisches Mitspielen erwirke.
Diese App hat mir schon sehr gute Dienste geleistet und so ist es auch heute. Leise singe ich den Gesang mit und halte mich begleitend im Hintergrund, um nicht zu dominant durchzukommen.

Victor

Sein Augenmerk wanderte erneut langsam von seinem Handy zu einer Fremden. Doch diesmal war es nicht Mrs. Nervig, noch jemand anders der ihm ein Gespräch aufdrücken wollte. Diesmal schien es sich tatsächlich um eine Bedienstete zu handeln, was Vics Laune tatsächlich kurz besserte. Endlich würde dieser Affenzirkus beendet werden und er konnte sich in seine eigenen vier Wände verschanzen.
Doch die -Erleichterung- währte nur kurz da scheinbar irgendeiner der hier vorher anwesenden Unbekannten - sich in der Villa schon so Zuhause fühlten, dass er sich am Klavier zu vergnügen schien. Das Prinzip von -auf die Rezeption warten- hatte der wohl nicht so ganz verstanden. Immerhin gab es einen Grund, dass Leute hier warteten und sich nicht schon gleich in die Zimmer begaben.
Da sah man es, selbst beim warten versagten schon Leute. Manchmal wunderte sich V, wie es solche Exemplare überhaupt geschafft hatten mehr als ein Jahr zu überleben.
Was auch sein konnte war natürlich, dass dieser Fremde sich über andere stellte und dachte das er eine besondere Schneeflocke sei. Dass sich die ganze Welt um ihn drehte und er tun konnte was er wollte. In solchen Instanzen war es nur allzu schön zu sehen wie solche Personen irgendwann schmerzhaft auf die Nase fielen. Alleine der Gedanke war befriedigend.
Ebenfalls wie Mrs. Nervig mit der Bediensteten umsprang. Immerhin war die Frau relativ spät und das für einen angeblichen -Luxusurlaub-. Die dunkelbraunen Iriden funkelten kurz auf, wurden aber augenblicklich dunkler als sie die Ursache der Verzögerung erblickten. Lange wurde dem Fremden allerdings keine Beachtung geschenkt, stattdessen wurde die Frau ins Visier genommen die nun endlich mit der Sprache rausrückte.
Doch das Gesagte ließ Victors Stimmung nun endgültig kippen. Erst glaubte er sich verhört zu haben, dann das er im falschen Film sei doch schließlich fügte sich das Puzzle zusammen. Und es machte Klick.
Ihm war seit Anbeginn der Reise und der Verkündung seiner Erzeuger klar gewesen, dass sie etwas im Schilde führten. Das sie sich nicht geändert hatten. Ihn immer noch kontrollieren wollten. Ihn ändern wollten.
Dies war nun der endgültige Beweis und gleichzeitig der letzte Strang, den sie versucht hatten an ihn zu binden um ihn wie eine Marionette zu kontrollieren. Nie mehr würde der Dunkelhaarige sich das gefallen lassen. Nie mehr würde er auch nur ein Wort mit ihnen wechseln. Diesmal würde er auch die letzte Verbindung zu ihnen kappen, wenn es sein musste würde er einfach ans Ende der Welt fliegen um sie nicht mehr sehen zu müssen. Sie würden schon sehen was sie davon hatten. Entweder sie akzeptierten ihn wie er war oder er verließ sie komplett. Dieses Ultimatum hatte er ihnen schon das letzte mal gestellt und er hielt sein Wort. Sie würden ihn nicht mehr wiedersehen. Egal wie sehr sie flehen würden, egal wie tief sie vor ihm herkrochen wie fleischige Maden.
So machte V auf dem Absatz kehrt und ging kommentarlos mit zügigen Schritten nach draußen, seine Sachen mit sich nehmend. Nur die gläserne Tür die mit einem lauten Knall schloss und erbebte wie sein finsteres Gesicht zeigte wie wütend der 21 Jährige wirklich war.
Mit vor Wut bebenden Händen zog der Schwarzhaarige sein Handy wieder hervor während er dabei war das Grundstück zu verlassen und wählte ohne wirklich hinzusehen die Nummer von Adrian. Es dauerte nicht lange bis sich sein Onkel am anderen Ende der Leitung mit seinem Namen meldete, V gab ihm noch nichtmal die Chance auszusprechen bevor er in das Handy grollte.
"Ich hatte Recht. Sie führten etwas im Schilde. Diese Geschichte rund um den Luxusurlaub war erstunken und erlogen, sie haben mich zu einem fucking -Projekt- angemeldet um mich mit irgendjemanden zu verkuppeln. Von wegen sie hätten sich verändert. Sie wollten mich tatsächlich dazu zwingen mich zu verlieben. Tja, so funktioniert der Scheiß aber nicht. Ich mach da bestimmt nicht mit, ich habe stattdessen vor zurück zu reisen und mich endlich von diesen schleimigen Maden namens -Eltern- zu befreien. Ich werde alle Verbindungen zu meinen Eltern kappen und komplett wegziehen. Es ist mir egal wo, nur fort von diesen Erzeugern. Ansonsten kann ich für nichts garantieren." Verachtung, Hass und Verbitterung fluteten geradezu aus Vic herraus als dieser die dazugehörigen Worte ausspuckte.
Seine Hände ballten sich zu Fäusten was dazu führte das sich die Fingernägel leicht in die Haut bohrten. Doch V war zu wütend um es zu bemerken. In der Tat war seine Wut so groß wie schon lange nicht mehr.

Lysander
Nach knapp fünf Minuten des Spielens vibriert mein Handy.
Es ermahnt mich zu essen. Ich seufze tief und stelle den Alarm ab, bevor ich mich wieder ans Klavierspielen mache. Es ist wichtiger dass ich Klavierspielen vernünftig lerne und nicht, sich kopflos irgendwas in den Mund zu stopfen.
Das Spielen bringt mich zurück in eine alte Zeit. Abende, die ich im Schrank verbringen musste, weil ich zu spät war. Nachmittage, bei denen Mom mit mir auf der Wiese hinterm Haus spielen war. Tage, an denen ich von meinen Lehrern gesagt bekam, dass mein musikalisches Talent außergewöhnlich sei. Schon damals haben die Leute mit diesen maßlosen Übertreibungen angefangen .... und bis heute hat es nicht aufgehört.
Mein Handy reißt mich aus den Gedanken; laut und schrill klingelt es und kündigt damit einen fremden Anrufer an. Ich gehe ran. "Cassèas, Lysander", melde ich mich.
"Hallo Mr Cassèas", grüßt eine hohe Frauenstimme schüchtern, bevor sie sich räuspert. "Hier ist Celine Derway. Meine Kommilitonin - also, ich studiere Musik und meine Kommilitonin hat mir gesagt, ich könne mich an Sie wenden ... Wenn ich Schwierigkeiten habe?"
"Das stimmt", bestätige ich und denke etwas nach. "Nur dass es gerade etwas schwierig ist. In welchem Semester sind Sie denn und an welcher Uni?"
"Ich bin an der Julliard und im dritten Semester - und da sind einige Stücke, die mir gänzlich - naja, sagen wir mal so, wir stehen auf Kriegsfuß miteinander."
Ich muss lächeln. "Das kenne ich", beruhige ich sie. "Manchmal hat man einen ungünstigen Zugang zum Stück. Dann ist es die Aufgabe, den Blick gerade rücken zu lassen und wieder auf den rechten Kurs zu kommen."
"Das ist sehr schön gesagt", findet sie. "Könnten wir denn üben?"
"Natürlich", meine ich. "Sagen wir, dienstags, um 10 oder so? Vormittags würde mir besser passen."
"Am Dienstag? Das passt. Da hab ich sowieso erst ab 13.00 Uhr Uni."
"Sehr gut." Ich nenne ihr die Adresse des Hauses und hoffe, dass es nicht zu Problemen führen wird, wenn sie hier regelmäßig aufkreuzt. "Ich freue mich schon, Celine."
Wir verabschieden uns voneinander und ich lege auf, bevor ich mich wieder dem Stück zuwende.
Nach drei Malen breche ich ab. Das Handy hat doch recht und ich sollte was essen. Ich gehe nach oben, auf der Suche nach was Essbarem.

Alexandra

Nach der Ansprache musste ich mich erst einmal wieder sammeln. Was hatten sich meine Eltern dabei gedacht, mich einfach hier anzumelden und dafür hatten sie auch den Leiter der Ballettkompanie wohl auch nicht ganz die Wahrheit gesagt, das würde ich ihnen so schnell nicht verzeihen. Und das nur weil ich nicht so bin wie meine Schwester, ihr Lieblingskind und das Kind was ganz nach ihren Vorstellungen entspricht. Am liebsten würde ich meine Koffer nehmen und gleich wieder abreisen. Ich hatte halt ganz andere Pläne für mein Leben als meine Eltern, Tanzen war immer schon meine Leidenschaft und daran würde sich auch nie was ändern, wieso konnten meine Eltern dies nicht akzeptieren. Ich suchte mir ein freies Zimmer, stellte meine Sachen ab und zog mir meine Tanzsachen an, dann nahm ich die Tasche in der ich die restlichen Sachen die ich fürs Training brachte, verließ das Zimmer und machte mich auf die Suche nach einem Tanzraum oder einen anden Raum wo ich tanzen konnte, ich brachte das jetzt sonst würde ich wohl noch wütender auf meine Eltern werden. Als ich einen passenden Raum gefunden hatte, zog ich mir meine Spitzenschuhe an, steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren, machte Musik an und fing erst mal an mich warm zu machen